Die Milongas - Las milongas
(Seiten 40-77)
Aktualisierungen im Kapitel

Das Lo de Celia ohne Celia Blanco

Celia Blanco ist gestorben. Sie war die erste Frau, die in Buenos Aires eine eigene Milonga besaß und führte: Das Lo de Celia. Und sie war eine wundervolle Gastgeberin einer wundervollen traditionellen Milonga. Gerade war sie noch da und begrüßte ihre Tänzerinnen und Tänzer mit diesem unvergleichlichen breiten Lächeln. Celia Blanco fehlt schon jetzt.

am 10.05.2016 von Maike Christen |Druckausgabe

Mythos alter Milonguero

Die "alten Milongueros" sind eine seit langem ausgestorbene Art.

Ich weiß, dass manche protestierend und mit leicht vorwurfvoller Stimme sagen werden: Aber Nene! Tito! Der Tigre! Und der Turco! Und schließlich auch Flaco Danys Bruder.

Nunja. Die sind noch da. Und einige andere ältere Tänzer, die gut und nahezu namenslos sind. Dazu kommen eine Handvoll Argentinier, die in den 1990ern angefangen haben zu tanzen, dabei geblieben sind und sich natürlich auch zu vorzeigbaren Pisten-Tänzern entwickelt haben. Die sind jetzt zwischen 60 und 70 Jahre alt und besitzen endlich den Status "alter Milonguero", sind "habitues" und haben ihren Stammplatz in den Läden, die sie besuchen.

Die große Mehrheit in den typischen "Milonguero"-Milongas wie Cachirulo oder Lujos aber bilden jene alten Tänzer, die erst seit ein paar Jahren tanzen und es irgendwie halbwegs schaffen die äußere Spur zu halten. Sie sind die sichtbaren "alten Milongueros" für die TouristInnen. Hierzulande würde man sagen: die Mittelstufe. Denn die "älteren"der sogenannten "alten Milongueros", tauchen, sobald es eng wird auf der Piste, ab in die Menge der Mittelmäßigkeit und tanzen auf der Innenspur - falls sie nicht ausreichend Gründe haben mal wieder vorne mit- und aufzumischen.

Amüsant und etwas irritierend für alte Buenos-Aires-Besucher: Man kann den neuesten der "alten Milongueros" einiges über die alten Milongas erzählen, die sie nicht mehr kennengelernt haben und mit den ältesten der "alten Milongueros" von alten Zeiten schwatzen.

Möglicherweise ist also der "alte Milonguero" ein Wesen, das immer dann im Kopf des Betrachters entsteht, wenn jemand schon ein guter Tänzer war, als man selber gerade seine ersten Schritte machte.

Solange neue Tänzer zum Tango kommen, wird es die "alten Milongueros" also immer geben. Sie wachsen einfach nach. Hoch lebe der "alte Milonguero"! Möge er nie sterben!


am 05.03.2014 von Maike Christen |Druckausgabe

Gebete erhört. Tango Weltmeister 2013

Gott-sei-Dank! Die Tango-Welt ist in Ordnung: Die drei Gewinner der Tangoweltmeisterschaft 2013 in Buenos Aires sind argentinische Paare.

Maximiliano Cristiani (der 2012 die Tango-Stadtmeisterschaft von Buenos Aires gewann) und Jesica Arfenoni (warum eigentlich werden die Frauen immer an zweiter Stelle genannt?) haben gestern Nacht im vollbesetzten Luna Park den Tango-Weltmeister-Titel 2013 geholt.

Die Silbermedaille ging an Fernando Ariel Carrasco und Jimena Hoeffner. Auf dem dritten Platz landeten Juan Maliza Gatti und Manuela Rossi. Alles Argentinier. Gebete erhört. Vielleicht hilft ein tangotanzender argentinischer Papst ja doch.

Zumindest dem erstplatzierten Paar wird der Titel vielleicht helfen, sich in der desolaten wirtschaftlichen Situation Argentiniens, finanziell eine Weile mit Tangounterricht über Wasser zu halten. Wir wünschen den beiden viele Einladungen in alle Welt.

am 27.08.2013 von Maike Christen |Druckausgabe

Niño Bien geschlossen

Ein allerletztes Mal ins Niño Bien hieß es am 4. April 2013. Dann schloss die berühmte Donnerstagsmilonga im Centro Region Leonesa nach 15 Jahren Erfolgsgeschichte.

Luis Calvo hatte das Niño Bien 1998 eröffnet und alle, alle trafen sich dort: Pupi Castello und Tete, Touristen aus Japan, Europa und den USA und morgens in der Frühe kamen Salas und Chicho dazu.

In den besten Zeiten waren alle Plätze belegt, selbst auf die Bühne wurden Stühle und Tische geschleppt, um die Tänzermassen unterzubringen. So manches Mal kam man kaum mehr auf das honigfarbene Parkett und der ganze Saal bewegte sich in dieser Enge einer japanische U-Bahn wie ein Körper.

Eines wird für sie alle wohl immer mit den durchtanzten Nächten im Niño Bien verbunden bleiben: Die Cortina die Mario Orlando hier spielte.

Wie es weiter geht? Vielleicht macht Luis in der Straße Entre Rios eine neues Niño Bien auf. Hoffen wir, dass es ebenso unvergessliche Nächte bereit hält.

am 10.04.2013 von Maike Christen |Druckausgabe

Keine Práctica X mehr

Im Januar 2013 hat Pablo Inza seine Práctica X aufgegeben.

Vor knapp neun Jahren war er mit seinem Tangoprojekt gestartet: Inza war einer der ersten (wenn nicht der erste...) der einen Raum geschaffen hatte, der den Menschen die Möglichkeit geben sollte, zwanglos ihre tänzerischen Möglichkeiten auszuloten.

Seine Práctica X war keine Milonga im Buenos Aires üblichen Verständnis mit Sitzordnung und klassischem Abendaufbau. An seinen Abenden waren die Musik anfangs nicht zu tandas gebündelt, es gab keine cortinas und aufgefordert wurde wie es gerade passte mit cabeceo oder ohne und die Leute tanzten was das Tango-Repertoire hergab.

Der Laden war immer voll (zumindest wenn ich vor Ort war) vor allem mit vielen Besuchern aus aller Welt. Alle zwei Jahre zog Inza mit seiner Práctica X weiter: Vom Abasto nach Palermo Hollywood, dann ins Viejo Correo in Almagro und zurück nach Palermo in die Nähe der Cannings. Jetzt gibts die Práctica X nicht mehr. Inza hatte, wie er sagt, keine Lust mehr auf diese leicht chaotische Raumsucherei.

Aber Pablo Inza schreibt: "GRACIAS POR TANTO TANGO!! GRACIAS INFINITAS! Nos vemos en la pista!"

am 16.01.2013 von Maike Christen |Druckausgabe

Tangoweltmeister 2012: Roberto Goyeneche

In diesem Jahr waren wir alle beim großen Finale dabei: Das erste Mal in der Geschichte der Tangoweltmeisterschaft sind die beiden Abschlussnächte live aus dem Luna Park in Buenos Aires von Clarín-TV übertragen worden.

Und was haben wir gelernt?

Von insgesamt 800 Paaren haben es 41 in das Finale des "Tango Salón" geschafft und von den 41 Paaren waren nicht alle umwerfend. Alle hatten drei Tangos um zu überzeugen. Die Jury, unter anderen Aurora Lubiz, Julio Balmaceda und Olga Besio, fischten dabei ein interessantes Paar als Weltmeister im Tango Salón 2012 heraus: Facundo de la Cruz Gómez Palavecino (wer soll sich das merken?) und Paola Florencia Sanz aus Buenos Aires. Auch die nächsten drei Plätze gingen an Argentinien.

Den Titel im Bühnentango haben Cristian Sosa und María Noel Sciuto aus Buenos Aires gewonnen. Mit freundlicher Unterstützung von Roberto, el Polaco, Goyeneche, zu dessen Gesang die beiden tanzten und dessen Person und Geschichte nicht unerheblich zu ihrem Erfolg beigetragen hat.

am 29.08.2012 von Maike Christen |Druckausgabe

Wiedereröffnung: Die Milongas im El Beso

Seit August 2012 gibt es wieder Milongas im "El Beso". Nachdem der Laden vor vier Monaten geschlossen worden war und alle Milongas an anderen Orten Unterschlupf suchen mussten, wird in dem kleinen Raum jetzt wieder getanzt:

Dienstags: “Cachirulo” von 20-2 Uhr, organisiert von Hector und Norma, Tel.: 15-4577-0434.

Mittwochs: Neu: “Noche de Luna” von 22.30 bis 3.30 Uhr, organisiert von Cristina Cortez

Donnerstags: "Lujos", 19 bis 24 Uhr, organisiert von Oscar und Lucia?

Freitags: La Marshall, ab 24 Uhr Gay-Milonga

Samstags: “Milonga de las Morochas” von 22.30 bis zum süßen Morgen, Tel : 15-4938-8108, www.milonga-lasmorochas.com.ar

Sonntags: “El Beso”, ab 22.30 Uhr, Tel: 15-6792-5888

am 02.10.2012 von Maike Christen |Druckausgabe

Wirbelwind zerstört Glorias Argentinas

Einb Wirblwind hat am 4. April 2012 das Gebäude erfasst, in dem "Glorias Argentinas", eine der ältesten und bekanntesten Milongas von Buenos Aires zu Hause ist. Das erste Stockwerk wurde durch den Tornado vollständig ausgeräumt. Auch wenn die Milonga im Erdgeschoss stattfindet, fällt die Veranstaltung bis auf weiteres aus. Die Organisatoren rechnen damit, dass die Aufbauarbeiten rund ein halbes Jahr dauern.

am 12.04.2012 von Maike Christen |Druckausgabe

Milongas in Buenos Aires 2012

Einen guten Einstieg in den Tango-Kosmos in Buenos Aires bietet - wie eh und je - das Gratis-Reklame-Blatt "el tangauta", das jetzt meist Mitte des Monats erscheint. Nach Registrierung können sich Interessierte die Zeitschrift unter www.eltangauta.com als PDF herunterladen und auf dem langen Flug schon mal durchstöbern.

Die Auswahl an Milongas in der Tango-Hauptstadt Buenos Aires ist groß - da ist für jeden etwas dabei. Von den Organisatoren werden zur Zeit die entlegenere Stadtteile ganz neu entdeckt: In La Boca etwa die "Milonga Orillera", "Los Laureles" in Baracas Sur oder "La Milonga del Morán" im südlichen Urquiza. Da die Milongas weit ab vom Schuss liegen, sind hier sind vorrangig Argentinier zu Gast.

Es gibt natürlich auch ein breites Angebot, das ausschließlich für Tango-Touristen gedacht ist: Das Orchester "El Afronte" (www.elafronte.com.ar) etwa hat seine eigene Milonga montags und mittwochs in der Perú 571, die um 23 Uhr mit einem kleinen Konzert der Tango-Truppe beginnt und dann ab 24 Uhr so langweilig wird, wie man es von so manchem Ort in Hamburg kennt. Seit ein paar Jahren gibt es eine neue Piste in Boedo (Avenida San Juan 3330), Milongas gibt es hier zur Zeit mittwochs ab 20 Uhr, donnerstags und sonntags ab 18 Uhr, samstags ab 22 Uhr.

An dieser Stelle möchte ich ausschließlich die in meinem Buch erwähnten Milongas auf neuestem Stand halten. Weggefallen ist nur ein Milonga-Ort: Bedauerlicherweise der goldüberbordende "Club Español" am Donnerstag. Aber diese Donnerstags-Milonga 'Chiqué' hat Unterschlupf gefunden im Casa Galicia, San José 224, 1. Stock. Und da sie prima läuft, gibt es auch am Dienstagnachmittag ab 16 Uhr hier eine Milonga. Die Tänzer sind sympathisch unspektakulär und die Atmosphäre daher sehr entspannt. Für die gute Musik ist Dany Borelli verantwortlich.

Das 'La Nacional', das zwischenzeitlich geschlossen war, hat vor zwei Jahren wieder eröffnet - mit anderen Organisatoren: Montags ist dort ab 18 Uhr das Maipu der Milonguero-Fraktion untergeschlüpft, mittwochs ab 21 Uhr heißt die Milonga 'Mi refugio' und freitags ab 23 Uhr 'YiraYira'.

Das Parakultural im Canning war in letzter Zeit schon sehr durchwachsen und der Dienstag ein schwieriger Tag dort. Jetzt kann man froh sein, dass die ehemaligen Prácticas in der Villa Malcolm (Córdoba 5064) nur ein paar cuadras weiter manchmal eine Alternative bieten: montags ab 22 Uhr El Motivo und freitags ab 23.30 Uhr das Tangocool von Glogovsky, mittwochs ab 23 Uhr Fruto Dulce und samstags ab 23 Uhr Cachirulo (Hector und Norma) .

Im "El Beso" brauchte die Tangotänzerin im März 2012 ein recht dickes Fell. Kannte sie die Tänzer vom alten Schlag noch - gut. Insgesamt aber wurde die Atmosphäre von einem knappen Dutzend Männer Mitte 50 dominiert, die an der (zugezogenen) Fensterfront saßen und allesamt davon überzeugt waren, sie seien 18 Jahre alt, sich dementsprechend kleideten und leider auch verhielten. Das Ich-bin-King-Louis-Gehabe war in dieser Masse in solch einem kleinen Raum tödlich für die Stimmung.

Und hier die Änderungen zum Notieren:

S. 57
El Arranque
Montag, Dienstag, Donnerstag, Sonnabend 15 bis 21 Uhr.

S. 58
El Beso
Nachdem das El Beso ab April 2012 vier Monate - angeblich wegen mangelnder Fluchtwege - geschlossen war, hat die Hochburg der Milonguero-Fraktion im August 2012 mit folgenden Milongas wieder eröffnet:
Dienstags: “Cachirulo” von 19-2 Uhr, organisiert von Hector und Norma, Tel.: 15-4577-0434.
Mittwochs: Neu: “Noche de Luna” von 22.30 bis 3.30 Uhr, organisiert von Cristina Cortez
Samstags: “Milonga de las Morochas” von 22.30 bis zum süßen Morgen, Tel : 15-4938-8108, www.milonga-lasmorochas.com.ar
Sonntags: “El Beso”, ab 22.30 Uhr, Tel: 15-6792-5888

La Calesita
Die Open-Air-Milonga gibt es anscheinend zur Zeit nicht mehr. Informationen könnte man eventuell unter Telefon 4743-3631 erhalten.

S. 60
La Catedral
In dem alten, verfallenen Kornspeicher ist allnächtlich etwas los. Weitere Infos unter: www.lacatedralclub.com/

S. 61
Lo de Celia
Freitags ab 22 Uhr, Sonnabends ab 23 Uhr, Sonntags ab 18 Uhr
Telefon: 15-4945-2678

S. 62
Confitería Ideal
In der Confitería Ideal gibt es täglich (bis auf dienstags) ab 15 Uhr eine Nachmittagsmilonga, die Abendmilongas finden Dienstags bis Samstags ab 22 Uhr statt. Kurz, man kann beinahe egal wann dort hingehen und sich davor fürchten, dass einem ein Kronleuchter auf die Füße fällt. Hier trifft sich eine eigentümliche Mischung aus Touristen, die nicht tanzen können und sich einmal eine "echte" Milonga anschauen möchten, Touristen und Einheimische, die wenig mehr tun, als vor sich hintaumeln und Spitzentänzer wie Miguel Angel Zotto, die urplötzlich und wie aus dem Nichts auf die Tanzfläche fallen und - tatsächlich - tanzen. Insgesamt: Es ist und bleibt ein trauriger Ort. Gustavo Naveira hat so seine eigene Erklärung dafür: "Der Ort ist alt", sagt er nach ein paar Gläsern Wein, "er hat viel gesehen und ist darüber traurig geworden."

S. 63
Club Español
Im goldverhangenen Club Español gibt es leider, leider keine Milonga mehr. Die Milonga 'Chiqué' ist in den Club de Galicia, San José 224, 1. Stock, gezogen. Das Ambiente ist im Vergleich rustikal, riesige Bilder mit spanischen Motiven schauen in breiten, alten Holzbilderrahmen den Tänzer zu, die vielleicht nicht die tollsten sind, aber nach wie vor in bester Tanzlaune. Man kennt sich, man trifft sich, die Touristen werden locker integriert.
Donnerstag 16-23 Uhr, seit 2010 auch am Dienstag zur gleichen Zeit.

S. 64
Glorias Argentinas
geschlossen wegen Wirbelsturm-Schäden.

S. 65
Glorietta
Täglich ab 19 Uhr

S. 65
Club Gricel
Lunes de Tango Montag ab 20 Uhr, La Cachila Donnerstag ab 20 Uhr.
Donnerstags ab 20 Uhr, Club Gricel am Freitag und Samstag ab 22.30 Uhr, Sonntag ab 21.30 Uhr

S. 66
La Marshall
Wie bekannt, ist die Schwulenmilonga von einem Platz zum nächsten gezogen. Momentan zu finden mittwochs in der Independencia 572. Und freitags in der Alsina 2540 jeweils ab 23 Uhr. Nicht aktuell, aber immerhin eine Webseite: www.lamarshall.com.ar

S. 69
El Niño Bien
Natürlich gibt es donnerstags immer noch das Niño Bien! Und Mario Orlando macht immer noch die Musik. Und die Cortina ist immer noch die gleiche wie vor 'zig Jahren. Und immer noch ist ein Abend im Niño Bien ein Muss im Urlaub.
Sonnabends gibt es in den Räumen die Milonga de los Consgrados ab 16.30 Uhr.

S. 71
Salón Canning / Parakultural
Parakultural: Montags, Dienstags, Freitags ab 23.30 Uhr.
A puro Tango: Mittwoch ab 16 Uhr, Sonnabend ab 23.30 Uhr.

S. 71
Porteño y Bailarín
Dienstags und Sonntags ab 22 Uhr.

S. 73
Sin Rumbo
Freitags ab 22 Uhr

S. 75
La Viruta
Hier wird immer noch mit Feuereifer Chacarera zwischendurch getanzt, ja sogar argentinische Zamba ist zu sehen, die Piste ist immer noch morgens um fünf Uhr brechend voll und hier wird wie ehedem ohne Ende angebaggert...
Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag ab 23.30 Uhr.

am 06.08.2012 von Maike Christen |Druckausgabe

Skandalöser Multikulti: Die Tango-Weltmeister 2011

Seit 2003 werden die Tango-Weltmeister in Buenos Aires ausgelobt. Ganz neu in diesem Jahr: Zum ersten Mal hat die deutsche Presse darüber berichtet.

Nach zwei Wochen Wetttanz in Buenos Aires kam es am 30. August zum großen Finale.

Geradezu skandalös multinational belegt, sind die ersten sieben Plätze in der Kategorie Tango Salón: Mehr als 6.000 Zuschauer waren im Luna Park dabei als das kolombianische Pärchen Diego Natasha Agudelo Arboleda und Julián Benavidez Hernández den Weltmeistertitel gewannen. Der zweite Platz ging an die Venezolaner Clarissa Sánchez und John Erban. Die USA belegten mit Yuliana Basmajyan und Brian Nguyen den dritten Platz. Danach folgen Italien, Japan und zwei weitere Paare aus Kolumbien. Womit wir diesjährig Bogotá als Hauptstadt des Tango küren sollten.

In der Kategorie Bühnentanz dagegen haben drei argentinische Paare die ersten drei Plätze belegt: Gewinner des Titels (und von 30.000 Pesos und einer Tournee durch Japan) sind Solange Acosta und Max Van De Voorde, die Silbermedaille bekamen Manuela Rossi und Cristian David Correa, den dritten Platz belegten Yésica Lorena Lozano Elías und Eber Alejandro Burger.

Die nächsten Wochen werden die verschiedenen Foren genug damit zu tun haben, die Wahlergebnisse zu analysieren. Die Namen der Titelgewinner aber werden wir wie schon in den vergangenen Jahre beim nächsten Klick wieder vergessen haben.

Weitere Informationen unter:
tangobuenosaires.gob.ar

am 31.08.2011 von Maike Christen |Druckausgabe

Tanzen gegen Musik und Raum: Prácticas in Buenos Aires

Das Gute vorweg: Die Musik ist fabelhaft! Die allerfeinste Auswahl klassischer Tangos.
Allein: Tanzen kann hier niemand dazu.

Wir befinden uns in der Práctica der Villa Malcolm an einem Montag. Der alte Sportclub ist recht gut gefüllt mit Europäern, Koreanern, Japanern, Amerikanern, Australiern etcetera. Sie alle mühen sich ab mit ihren Figuren, von denen sie völlig überfordert sind und die sie unbeirrbar gegen Raum und gegen Musik durchsetzen. Ein hoffnungsvolles Mühen, das recht aussichtslos scheint.

Als zwangloses Treffen, um Tango zu trainieren, ist die Práctica vor einigen Jahren in Buenos Aires wieder entdeckt worden. Es ist eine Quasi-Milonga - ohne Cortinas, ohne Sitzordnung, ohne Aufforderungsregeln und ohne Tanzrichtung. Kurzum: Es ist wie auf den meisten Milongas in Europa. Aber die Musik ist gut.

Seitdem die jüngeren Argentinier die geschlossene Tanzhaltung wieder entdeckt haben und das Thema "Tanzen zur Musik" sich zu einem Verkaufsschlager für Touristen und angehende europäische Tanzlehrer entwickelt hat, hat sich das Verhalten auf der Piste wieder ein wenig entspannt.

Und hier wird geprobt:

- El Motivo, Villa Malcolm, Córdoba 5064, montags, ab 22 Uhr, (Eintritt 2010: 10 Pesos). Siehe oben. Telefon: 4772-5993, www.elmotivotango.com

- El Yeite, Av. Córdoba 4175, von Montagnacht auf Dienstagfrüh ab 1.30 Uhr bis 5 Uhr. (Eintritt 2012: 25 Pesos), www.elyeite.com.ar

- Práctica 8, Loyola 828, dienstags ab 23 Uhr. (Eintritt 2010: 10 Pesos). In der alten Stadtteilmilonga 'Fulgor de Villa Crespo' laufen hier ab 1 Uhr all jene auf, die besonders argentinisch, besonders jung und natürlich besonders toll sind. Man erkennt die Herren an am Bart und den langen dunklen Haaren zum Pferdeschwanz gebunden. www.milonga10.com

- Práctica X, Lo de Peralta, Julian Alvarez 1965, dienstags, 22 bis 1 Uhr, 2012 - Zurück in Palermo: Pablo Inzas Práctica ist wieder einmal an einem neuen Ort zu finden. Von 20.30 bis 22 Uhr gibts hier Unterricht, danach üben auf freier Fläche. www.practicax.net, www.practicax.blogspot.com/

- Club La Independencia, Av. Independencia 572, donnerstags, 23 Uhr bis 5 Uhr, (Eintritt 2010: 8 Pesos). Die Musiker-Práctica. Tanzen kann hier fast niemand, und das ist auch nicht Sinn der Veranstaltung. Ab 1 Uhr nachts treffen sich hier die Tango-Musiker. Angefangen hatte hier alles unter der Ägide von Julián Peralta (Ex-Fernandez Fierro, Kopf der Astillero und Leiter des Konservatoriums nebenan), 2012 treffen sich hier immer noch Meister und solche, die es werden wollenund spielen aus ihrem Tango-Repertoir. Telefon: 1556449962

- TangoCool, Villa Malcolm, Córdoba 5064, freitags, 23 Uhr, (Eintritt 2010: 10 Pesos), Telefon: 4383-7469, www.tangocool.com

- Mosaico Tanguero, Cochamba 444, freitags, 22.30 Uhr bis 3 Uhr, Eintritt: 'in die Mütze'. In den 90igern war es die wohl spektakulärste Práctica. Mit ihr sind Namen wie Gustavo Naveira oder Fabián Salas verbunden - beide schauen übrigens auch heute noch dann und wann in der Cochabamba vorbei. Der Laden ist winzig und proppevoll bei Live-Musik und einem Bier, viel zu quatschen und ein bisschen tanzen. Telefon: 4251-2699.

- Milonga 10, Loyola 828, sonnabends ab 23 Uhr. In der alten Stadtteilmilonga 'Fulgor de Villa Crespo' gibts nicht nur die Práctica 8.sondern aucvh eine veritable Milonga für die nächste Generation der Tangotänzer wie Federico und Ariadna Naveira. www.milonga10.com

- La Catedral, Sarmiento 4006, irgend etwas ist hier allbendlich los. Dienstags mit Live-Einlage.(Eintritt 2010: 18 Pesos).

am 02.10.2012 von Maike Christen |Druckausgabe

Festivals feiern wie sie fallen

S. 54 Kasten
Es gibt Tango-Festivals, wohin man guckt in Buenos Aires. Jedes Wochenende wird an irgendeiner Bar in irgendeiner Milonga ein neues Festivalito aus dem Boden gestampft. Im Grunde gibt es sie natürlich einzig, um Unterrichtsstunden zu verkaufen. Ob es nun Pulpos "Tango-Week" ist oder die sogenannte Milonguero-Fraktion um Susanna Miller, die kurzerhand ein "Milonguero Treffen" erfunden hat. Für jenen der Tango-Festivals mag: Die Macher von Cambalache, einem Festival im Dezember, das sich der Fusion von Tango, Theater und zeitgenössischem Tanz widmet, geben sich viel Mühe ein wirkliches Festival auf die Beine zu stellen mit Diskussionen, Workshops zum Thema und vielen Aufführungen. Das älteste und größte Festival ist die C.I.T.A., der 'Congreso internacional de tango argentino', der im März 2011 zum 13. Mal von Fabián Salas ausgerichtet worden ist und sich im Laufe der Jahre in ein unüberschaubares Dickicht aus Organisatoren, GmbH&CoKGs verflochten hat.

Die nächsten großen Festivals in Buenos Aires:


+ 6to Buenos Aires International Queer Tango Festival: 19. bis 25 November 2012 (www.festivaltangoqueer.com.ar)
+ 9vo festival cambalache: 1. Dezemberwoche 2012 (www.festivalcambalache.com.ar)
+ II Ave Tango Festival: März 2013 (ccavetango@gmail.com)
+ 2° el tangauta tango festival inspiración: März 2013 (Facebook: /eltangutatango)
+ 5th Lady's Tango week: März 2013 (www.ladystango.com.ar)
+ 15. C.I.T.A.: März 2013 (www.cosmotango.com)
+ 11. Campeonato de Baile de la Ciudad: Mai 2013
+ 7mo encuentro milonguero: August 2013 (www.milongueandoenba.com)
+ XV. Festival Buenos Aires Tango: August 2013 (www.tangobuenosaires.gov.ar)
+ XI. Campeonato Mundial de Baile de Tango: August 2013 (www.tangobuenosaires.gov.ar)

am 09.09.2012 von Maike Christen |Druckausgabe

Tanzen erlaubt - Rauchen verboten

Ein alter Milonguero in seiner Milonga ohne seine Zigarette - kaum vorstellbar. In Buenos Aires aber seit dem 1. Oktober 2006 für gastronomische Betriebe unter 100 qm ein Gesetz. Selbst größere Veranstaltungsorte halten sich an das neue Rauchverbot. Und kein Café, ohne den obligaten Zettel an der Wand: Rauchen verboten. Keiner glaubte, dass das Gesetz sich würde etablieren können. Aber - so haben alle mitlerweile festgestellt - das Rauchverbot hat immense Vorteile: Es gibt einen festen Platz, an dem man sich trifft, networkt und Geschäfte beschließt - draußen vor der Tür beim Rauchen.

am 29.04.2007 von Maike Christen |Druckausgabe

Todestag einer Legende: Camencita Calderón

S. 72: Sie war eine der ganz großen Tango-Legenden: Carmencita Calderón, die Tanzpartnerin jenes viel gerühmten und besungenen Tänzers El Cachafaz, der in den 20er Jahren für Furore sorgte. Vor einem Jahr, am 31. Oktober 2005, ist sie an einer Lungenentzündung gestorben.

100 Jahre alt ist sie geworden. Wie jedes Jahr wurde sie an ihrem Geburtstag, dem 10. Februar 2005, groß in einer Milonga gefeiert. Das Geheimnis ihres Geburtsjahres allerdings hat sich auch nach ihrem Tod noch nicht ganz gelüftet: Es gibt Stimmen, die erzählen, dass Carmencita vor einigen Jahren, als sie 95 geworden ist, ihr Alter um zwei Jahre herunter gemogelt hat…

am 31.10.2006 von Maike Christen |Druckausgabe

Der direkte Draht

S. 56 Kasten: Die tangauta, das Zentralorgan aller Tangotouristen in Buenos Aires hat seit einiger Zeit eine eigene Webseite: www.eltangauta.com.
Wer des Spanischen mächtig ist, kann hier ein paar Neuigkeiten aus der Hauptstadt aufstöbern. Alle anderen können sich endlose Fotoreihen anschauen, auf denen berühmte, halbberühmte, möchte-gern-berühmte und unberühmte Tangotänzer huldvoll in die Kamera lächeln.

am 01.12.2006 von Maike Christen |Druckausgabe