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Tango tanzen in Buenos Aires

Reise-Know-How Verlag, 2005, 160 Seiten, 8.90 €, ISBN 3-8317-1290-5
vergriffen

Text-Auszug:

Das vierte Milonga-Gesetz: Die Kunst des Schmeichelns
Hat der unbedarfte Europäer seinen ersten Tango getanzt, wird es ihn erstaunen, dass, kaum schwebt der letzte Takt durch den Saal, sich die Paare abrupt voneinander lösen und Smalltalk betreiben. Sie stehen auf der Tanzfläche und schwatzen, auch wenn schon längst der nächste Tango begonnen hat. Diese Gewohnheit zwischen den Tänzen zu reden, rührt angeblich aus alten Zeiten, als es unverheirateten Männern und Frauen woanders nicht möglich war, ungestört miteinander zu plaudern.
Ältere Porteños nutzen diese Zeit, um ihren Tanzpartnerinnen piropos (Schmeicheleien) ins Ohr zu flüstern: "Voll ist es hier. Hast Du allen erzählt, dass Du heute kommst?" Oder: "Bist Du verheiratet? Du tanzt so wundervoll, dass ich fürchte, mich beim nächsten Tanz in Dich zu verlieben!" Manchmal überraschen Sie einen auch mit quasi philosophischen Erkenntnissen: "Warum liebst Du mich nur die drei Minuten, die der Tango dauert? Und nicht wie im wahren Leben vier Minuten lang?" Die so Beglückte sollte sich an diesen Sätzen freuen und an der Phantasie ihrer Schöpfer, sie aber keinesfalls ernst nehmen.